Adventkalender – A Link to a Past

December 1st, 2009 by Stephan | Filed under Special

Adventkalender sind eine ganz nette Tradition. Sie geben uns in den grauen Dezemberwochen einen Grund aufzustehen. Ohne mir derlei anmaßen zu wollen, möchte ich das Vehikel Adventkalender nutzen um hier ein erstes Special abzufeuern: In den kommenden 24 Tagen werde ich in meiner Musiksammlung, sowie in meinem Gedächtnis kramen und jeden Tag einen Song vorstellen, der mir einmal wichtig war, sich dann aber aus meinem aktiven Bewusstsein zurückzog, warum auch immer. Ein Link in eine Vergangenheit also. Meine Vergangenheit, vielleicht aber auch eine gemeinsame Vergangenheit.

#1 Farmer Boys – Here Comes the Pain (2000) – Ein pubertärer Song, rau, zornig und melancholisch. Damals traf er den Nerv der Nu-Metal-Welle und meinen teenage anger. Randnotiz: Man beachte das grandios schlechte Video.

#2 Godhead – Fucked Up (1998) – Ein Zufallsfund über einen der Napster-Nachfolger der ersten Generation, fiel “Fucked Up” in eine Zeit da ich erstmals mit Marilyn Manson vertraut wurde und gefiel mir richtig gut. Trotzdem sollte es noch Jahre dauern bis ich mich dann genauer mit Godhead befassen würde. Die sind im Übrigen eine sehr feine Industrial-Band, bis heute.

#3 The Rabbit Joint – The Legend Of Zelda (ca. 1998) – Bis ich heute auf Youtube bzw. Myspace aufgeklärt wurde, glaubte ich es handle sich hierbei um einen System of a Down Song. Tatsächlich kursierte das Lied damals unter diesem Tag praktisch überall wo man Musik herunterladen konnte, eben als SOAD Rarity getarnt. Dass nun die Wahrheit ans Licht kommt macht das Lied aber nicht schlechter, und man muss auch sagen, ein bisserl klingt der Sänger schon nach Serj Tankian.

#4 Fu Manchu – Evil Eye (1997) – Ich hab mich gestern ziemlich gefreut als ich dieses Lied wieder entdeckt habe, weil es mir bereits so um 2000 herum sehr gut gefiel, noch lange bevor ich mein Faibel für den Stoner Rock bzw. Metal richtig entdecken sollte. Es war auf dem Soundtrack von Tony Hawk’s Pro Skater 2 und dort eine der stärksten Nummern auf einem generell recht guten Soundtrack, der heute fast ganz bei Youtube zu finden ist. Auch eine schöne Sache.

#5 Computerjockeys – B’come (Lupin) (2001) – Auf die Computerjockeys stieß ich damals, weil sie die Themes für die MTV Dubs von Lupin the 3rd und Golden Boy machen durften. Das Album ‘Plankton’, auf dem beide Tracks zu finden sind, habe ich dann schnell ins Herz geschlossen, auch weil es ideal in meine Japan-affine Phase passte.

#6 Pierre Henry – Psyché Rock (Fatboy Slim Malpaso Mix) (1999) – Hab ich damals zwei, drei mal auf FM4 gehört, dann bei altavista (remember?) versucht den Titel herauszufinden und irgendwann hat es dann auch geklappt. Der Mix funktioniert deswegen so gut, weil das Original einfach grandios ist. Überhaupt ist Pierre Henrys Messe pour le temps présent (1967!) ein enorm gutes, experimentelles Album, das in vieler Hinsicht seiner Zeit voraus war. Und ja, die Futurama Theme borgt sich einiges von dem Track aus, und das im Jahr 3000.

#7 ICP – Fuck The World (1998) – Meine musikalische Emanzipation vom Mainstream nahm ihren Anfang einst mit einer Affinität zum Hip Hop. Damit unweigerlich verbunden sind für mich die bierbäuchigen, weißen Jungs von der Insane Clown Posse, auch weil sie es auf dieser Seite des Teiches nie zu großer Berühmtheit schafften, und so ihren Anti-Appeal nie verloren (im Gegensatz zu ihrem Erzfeind Eminem).

#8 Linkin Park – Papercut (2000) – Das war schon irgendwie interessant damals. Erst erzählte mir ein Freund von einer neuen Metal-Band, die einen Rapper, einen Shouter und einen DJ einsetzen und ziemlich cool klingen. Ein paar Wochen später war es dann das FM4 Album der Woche und Monate später nahm der Mainstream-Erfolg von Linkin Park seinen Lauf. Das erste Album Hybrid Theory war auch ziemlich gut und legte zurecht die Basis für den Erfolgszug des Nu Metal zur Jahrtausendwende, auch wenn darauf in erster Linie peinliche Videos und Frisuren folgen sollten. Papercut war mit der stärkste Track auf dem Album und ein perfekter Opener.

#9 System of a Down – Spiders (1998) – Das Debut-Album von System of a Down zählt für mich nach wie vor zum Besten was das Genre Alternative Metal zu bieten hat. Ewig schade, dass es mit der Band nach dem zweiten Album so steil bergab ging. Einen Track von dem Album auszuwählen ist schwierig – letztlich ist es aber Spiders geworden, weil er noch eine Spur besser ist als die anderen. Auch weil Serj Tankians grandiose, stimmliche Performance in dem Stück auch heute noch meine Nackenhaare aufstehen lässt.

#10 Deftones – Passenger (2000) – Noch bevor ich überhaupt Tool kennenlernte, begegnete mir Maynard James Keenan, als zweiter Vokalist in Passenger auf der White Pony. Rückblickend bin ich fest überzeugt davon, dass diese Erfahrung mit Schuld daranträgt, dass meine Begeisterung für Tool damals so schnell entflammte. Der Track an sich ist eine sehr gelungene Fusion der Stile von den Deftones einerseits und MJK andererseits, und davon abgesehen ein weiterer Grund die geniale White Pony immer wieder mal anzuhören.

#11 Marilyn Manson – Cake and Sodomy (1994) Too much oral defecation.

#12 Soulfly – Bleed (1999)Fred Durst fand ich zur Jahrtausendwende noch ziemlich cool, vermutlich weil sein geistiges Niveau in etwa dem durchschnittlichen Teenager gleich kam und er mir damit recht nahbar erschien. Sein musikalischer Input passt aber ganz gut in diese Soulfly-Nummer und hat auch durchaus etwas eigenständiges in den Metal eingebracht, das man nicht ganz unter den Tisch fallen lassen sollte, auch wenn es in erster Linie Anerkennung entlang des Mainstream war, die es dem “Rap-Metal” einbrachte.

#13 Yamashiro Shoji – Doll’s Polyphony (1990) – Der Akira Soundtrack ist einer der wenigen, die ich regelmäßig gehört habe, auch über Monate hinaus als ich den Film das erste Mal gesehen habe. Doll’s Polyphony ist insofern interessant, weil er mir seither unheimlich oft als Sample wieder begegnet ist, in verschiedensten elektronischen Musikstücken und in den irrwitzigsten Situationen. Die Idee für den Soundtrack war damals traditionelle Japanische Musik und moderne elektronische Musik zu fusionieren, herausgekommen ist der meiner Ansicht nach eindrucksvollste Anime OST überhaupt, wenn nicht vielleicht sogar der mächtigste Sci-Fi OST der mir bislang begegnet ist.

#14 Die Fantastischen Vier – Millionen Legionen (1999) – Was ist das beste deutschsprachige Hip Hop Album? Richtig, 4:99. Darauf besonders fein ist Thomas D.’s monologisches Stück Millionen Legionen. Ganz egal aus welcher Richtung man kommt, den Song muss man respektieren, schließlich ist er nahezu perfekt was die Verschmelzung von musikalischer und lyrischer Ebene betrifft. Auch und vor allem in der verlinkten Live Performance.

#15 Limp Bizkit – N 2 Gether Now (1999) – Mit der Nummer ging damals meine Entwicklung vom Hip Hop zum Metal hin los. War es zunächst der Hip Hop Track N 2 Gether Now kamen dann die beiden ersten Alben von Limp Bizkit und über einen Schlenker über die Deftones fand ich mich dann irgendwann bei Iced Earth und In Flames wieder. Der zweite in N 2 Gether Now ist übrigens der gute Method Man, bestimmt auch ein lässiger Typ, den ich heute aber irgendwie doch nicht mehr so cool finde. Gleiches gilt für den Durst Fredl.

#16 Mouse on Mars – Actionist Respoke (2001) – Irgendwann, es muss so um 2002 herum gewesen sein, fand ich dann auch zur elektronischen Musik. Schuld daran ist neben dem stier, der mich darauf brachte vor allem Modest Mouse und ihr Idiology Album. Dass es elektronische Musik geben kann, die nicht nur auf der Tanzfläche sondern auch auf Platte richtig gut funktioniert, hat mich damals sowohl verwundert als auch beeindruckt. Actionist Respoke gehört zu meinen liebsten Tracks aus dieser Zeit.

#17 Alpha Team – Speed Racer (1992) – Ich habe bis vor Minuten geglaubt, dass es sich hierbei um ein Aphex Twin Stück handelt, basierend darauf, dass mir das MP3 damals unter falschem Namen gegeben wurde. Nach einiger Recherche bei Youtube weiß ich jetzt, dass es sich um einen Remix eines Theme Songs der Serie Speed Racer handelt, erzeugt vor 17 Jahren von Alpha Team. Schön, dass die Wahrheit heute doch relativ leicht ans Licht kommt und der Track nichts von seinem Witz eingebüßt hat.

#18 Aphex Twin – Heliosphan (1992) – Kurz gesagt, meine liebste AFX Nummer. Gleitet sanft den Gehörgang runter und macht alle Sorgen vergessen. Plus, wenn man will, auch tanzbar.

#19 Staind – Mudshovel (1999) – Staind’s Dysfunction ist vermutlich das beste worin Fred Durst seine Finger hatte, ever.

#20 Mr. Garrison – Merry F’n Christmas (1999) – South Park in its prime.

#21 Slipknot – Wait and Bleed (1999) – Ich kam zu Slipknot damals über den Scream 3 Soundtrack, eben über Wait and Bleed. Das Debutalbum habe ich dann schnell recht lieb gewonnen, viel gehört, aber nur ein paar Monate später fallen gelassen. Warum? Irgendwie schafften es andere Bands besser meine pubertäre Wut zu artikulieren. Außerdem stieß ich mich an ihrem Erfolg im Mainstream – dass über eine Band, die ich für tauglich erachtete meine Emotionen zu kanalisieren, in der Bravo geschrieben wurde, widerte mich an. Bezeichnend, dass der Grammy damals nicht an Wait and Bleed sondern Elite von den Deftones ging. Mit 10 Jahren Abstand betrachtet, ist Elite auch der wesentlich bessere Track, insbesondere lyrisch.

Ich möchte an dieser Stelle nun einen kleinen Unter-Themenschwerpunkt beginnen. Weihnachten ist für viele Menschen eine sehr beschwerliche und trostlose Zeit. Erinnerungen an vergangene, glücklichere Weihnachten kommen hoch, die eigene Einsamkeit wird schmerzhaft manifest und nicht wenige Menschen nehmen sich in diesen finsteren Dezembertagen das Leben. All jenen Seelen, die an Weihnachten in den Freitod flohen, fliehen und fliehen werden, möchte ich an den letzten drei Tagen gedenken und zwar mit einer Reihe von, teils vergessenen, Songs die sich genau damit beschäftigen, wie es ist, wenn man diese kleine kalte Schwelle übertritt.

#22 Sentenced – Noose (1997)

#23 Life Of Agony – River Runs Red (1993)

#24 Staind – Tolerate (1996)

Frohe Weihnachten. Wer sich selbst heute aus der Weihnachtsmelancholie befreien muss, dem sei Stainds Tormented von 1996 nahegelegt – Musik die an die Grenze des Ertragbaren rührt und damit unendlich befreit.

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